Anschlussfinanzierung: Ihre Möglichkeiten im Überblick

Anschlussfinanzierung

Wenn Ihre Baufinanzierung demnächst ausläuft, stehen Sie vor einer wichtigen Entscheidung: Wie geht es weiter mit Ihrer Anschlussfinanzierung? Eine rechtzeitige Planung ist entscheidend, um von günstigen Konditionen zu profitieren und die finanzielle Belastung zu minimieren. In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige über die Anschlussfinanzierung, Forward-Darlehen, Zinsprolongation und das Sonderkündigungsrecht nach § 489 BGB.

Was ist eine Anschlussfinanzierung?

Die Anschlussfinanzierung bezeichnet den Prozess, der erforderlich ist, wenn die Zinsbindung eines bestehenden Darlehens endet. In der Regel haben Immobilienfinanzierungen eine feste Zinsbindung von 10 bis 30 Jahren, nach deren Ablauf eine neue Finanzierung notwendig wird. Die rechtzeitige Planung Ihrer Anschlussfinanzierung kann Ihnen erhebliche Einsparungen bringen. Ziel ist es, die besten Konditionen zu sichern und eine passende Finanzierungsform zu wählen.

Optionen der Anschlussfinanzierung

Es gibt mehrere Optionen für die Anschlussfinanzierung. Die häufigsten sind:

1. Prolongation: 

Bei der Prolongation wird der bestehende Kreditvertrag mit der aktuellen Bank /Sparkasse verlängert. Dies geschieht in der Regel unkompliziert und ohne großen Aufwand. Dennoch sollten die angebotenen Konditionen genau geprüft  und verglichen werden, da die Zinsen häufig höher sind als bei anderen Optionen.

2. Forward-Darlehen: 

Ein Forward-Darlehen ermöglicht es Ihnen, die aktuellen Zinssätze für die Zukunft zu sichern. Dies ist besonders vorteilhaft, wenn Sie mit steigenden Zinsen rechnen. Forward-Darlehen können bis zu fünf Jahre im Voraus abgeschlossen werden und bieten damit Planungssicherheit. Beachten Sie jedoch, dass bei längeren Vorlaufzeiten zusätzliche Kosten anfallen können.

3. Umschuldung: 

Die Umschuldung zu einer anderen Bank kann oft die günstigste Variante sein. Hierbei nehmen Sie einen neuen Kredit bei einer anderen Bank auf, um den bestehenden abzulösen. Diese Option erfordert jedoch eine gründliche Prüfung der Angebote und möglicherweise eine neue Bonitätsprüfung. Wechselkosten wie Notar- und Grundbuchgebühren sollten ebenfalls in die Kalkulation einbezogen werden.


Sonderkündigungsrecht nach § 489 BGB

Ein oft übersehenes Instrument ist das Sonderkündigungsrecht nach § 489 BGB. Dieses Recht ermöglicht es dem Darlehensnehmer, unter bestimmten Bedingungen aus einem Darlehensvertrag vorzeitig auszutreten. Voraussetzungen für die Ausübung des Sonderkündigungsrechts sind:

  • Mindestens 10 Jahre Laufzeit: Der Vertrag muss eine Laufzeit von mindestens 10 Jahren haben.
  • Zinsbindung: Der Darlehensnehmer kann das Sonderkündigungsrecht nach Ablauf von 10 Jahren und mit einer Frist von 6 Monaten ausüben
  • Kündigungsgründe: Ein Grund für die Kündigung könnte beispielsweise ein gesunkener Marktzins sein, der einen Wechsel zu einer anderen Bank attraktiv macht.

Das Sonderkündigungsrecht bietet Ihnen die Chance, frühzeitig aus ungünstigen Verträgen auszutreten und zu günstigeren Konditionen zu wechseln. Es ist jedoch ratsam, sich vor der Ausübung dieses Rechts umfassend zu informieren und die möglichen Folgen zu bedenken.

Prolongation: Vor- und Nachteile

Die Prolongation ist der einfachste Weg, um Ihre Anschlussfinanzierung zu regeln. Sie verlängern einfach Ihren bestehenden Kreditvertrag mit der aktuellen Bank. Der Vorteil liegt in der geringen Komplexität und dem minimalen Aufwand. Allerdings sollten Sie die Konditionen genau ver­gleichen. Oft bieten andere Banken bessere Zinsen, und es kann sich lohnen, die Angebote der Konkurrenz zu prüfen.

Fallbeispiel 1: Prolongation

Familie Müller hat eine Baufinanzierung mit einer Zinsbindung von 15 Jahren. Nach Ablauf der Zinsfestschreibung entscheidet sich die Familie, den bestehenden Kreditvertrag bei ihrer Bank zu prolongieren. Die Bank bietet eine Verlängerung zu einem Zinssatz von 3,69%. Bei einer Recherche bei mir stellt Familie Müller fest, dass wir bei einer anderen Bank einen Zinssatz von 2,81% bieten können. Durch den Wechsel zur neuen Bank können sie monatlich einige Euro´s gespart werden.

Forward-Darlehen: Sicherheit für die Zukunft

Ein Forward-Darlehen eignet sich besonders für Immobilienbesitzer, die wissen, dass ihre Zinsbindung in naher Zukunft ausläuft und die aktuellen Zinssätze sichern möchten. Dies kann helfen, sich vor möglichen Zinssteigerungen zu schützen.

Achtung: Kündige erst deine bestehende Finanzierung, wenn du einen neuen Darlehensgeber für das Forward-Darlehen gefunden hast!

Fallbeispiel 2: Forward-Darlehennitts

Herr Schmidt plant, seine Zinsbindung in einem Jahr zu verlängern. Da er von einer Zinssteigerung ausgeht, schließt er ein Forward-Darlehen für 5 Jahre mit einem festen Zinssatz von 2,5% ab. In der Zwischenzeit steigt der Zinssatz auf 3,2%. Herr Schmidt profitiert von der Zinsbindung des Forward-Darlehens und spart dadurch über die gesamte Laufzeit seines neuen Kredits einiges an Euro.

Umschuldung: Flexibilität und Ersparnisse

Die Umschuldung zu einer anderen Bank bietet oft die besten Konditionen. Hierbei nehmen Sie einen neuen Kredit auf und tilgen den bestehenden Kredit. Dies erfordert jedoch eine gründliche Analyse der Angebote und Kosten.

Fallbeispiel 3: Umschuldung

Familie Becker hat eine Baufinanzierung mit einem Zinssatz von 4%. Nach einigen Recherchen entdeckt sie, dass eine andere Bank einen Zinssatz von 2,9% anbietet. Nach einer genauen Kalkulation der Wechselkosten (Notar, Grundbuchgebühren) entscheiden sie sich für die Umschuldung. Durch den Wechsel zur neuen Bank sparen sie monatlich und reduzieren die Gesamtkosten der Finanzierung erheblich.


Fazit

Die Wahl der richtigen Anschlussfinanzierung ist entscheidend für Ihre langfristige finanzielle Planung. Ob Prolongation, Forward-Darlehen oder Umschuldung – jede Option hat ihre Vor- und Nachteile. Zudem kann das Sonderkündigungsrecht nach § 489 BGB Ihnen helfen, ungünstige Verträge vorzeitig zu beenden. Es ist wichtig, sich frühzeitig zu informieren und die verschiedenen Angebote zu ver­gleichen. In der Regel sollten Sie spätestens 2-3 Jahre vor Ablauf der Zinsbindung aktiv werden, um die besten Konditionen zu sichern.

Nutzen Sie die Zeit, um sich über Ihre Möglichkeiten zur Anschlussfinanzierung zu informieren. Eine fundierte Entscheidung kann Ihnen helfen, Ihre finanziellen Ziele zu erreichen und die Kosten Ihrer Baufinanzierung zu minimieren.
 


Persönliche Beratung zur Baufinanzierung

Der Weg zu einer passenden Finanzierung beginnt mit einer individuellen Beratung: Deshalb gleich einen kostenfreien Termin anfragen und persönlich beraten lassen!